Dr. U. Borgwardt
Man ist oft sehr erstaunt, wie gut in relativ kurzer Zeit viele in Deutschland lebende Aussiedler*innen, insbesondere Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, Deutsch gelernt haben und sprechen können. Dabei ist Deutsch für sie eine nicht gerade ganz einfache Fremdsprache. Wenn man sich dann dafür interessiert, wie ihnen das gelungen ist, verraten sie uns nicht ohne Stolz die Gründe dafür. Die einen sind in Familien aufgewachsen, in denen neben der Herkunftssprache von der Mutter oder dem Vater Deutsch gesprochen wurde, andere haben einen Deutschkurs an der Volkshochschule belegt.
Was viele Aussiedler*innen auszeichnet, ist die bei ihnen stark ausgeprägte Lernmotivation, ihr unbedingter Lernwille, ihr Bildungshunger oder die Hoffnung, so schneller eine ihrer Qualifikation entsprechende berufliche Tätigkeit und neue Freunde in ihrer Wahlheimat Deutschland zu finden.
Fragt man an der Volkshochschule Deutsch lernende Aussiedler*lnnen nach den Ursachen für ihre Lernerfolge, erhält man u.a. diese Antworten: „Ich hoffe, dass sich mir mit einem guten Deutsch neue bzw. bessere Chancen in beruflicher Hinsicht und überhaupt eröffnen.“ „Ich habe einfach Spaß, eine weitere Sprache zu erlernen, Den erforderlichen Feinschliff hole ich mir in meinem Deutschkurs.“ „Ich nutze jede Möglichkeit, um mich im Kurs und mit meinen deutschen Bekannten auf Deutsch zu verständigen.“ „Ich hatte und habe engagierte Kursleiter*innen, die mich anspornen, fordern und fördern, mir auch dann Mut machen und mir geholfen haben, meine Lernprobleme zu überwinden, so dass ich mich noch mehr angestrengt habe.“ Zu den erfolgreichen und bei den Aussiedlern sehr beliebten Kursleiterinnen und Kursleitern gehörten oder gehören stellvertretend für viele andere Gabriele Weitendorf in Schwerin und Jens Borkowski an der Volkshochschule in Greifswald. Angesichts der gegenwärtigen Flüchtlingsströme aus der Ukraine beteiligen sich auch erfreulich viele Ehrenamtler*innen uneigennützig an der Vermittlung des Deutschen als Fremd- und Zweitsprache, darunter verstärkt auch im ländlichen Raum. Ihr Engagement kann nicht genug gewürdigt werden. Es ist Ausdruck gelebter Solidarität mit den Flüchtlingen.
Gute Kursleiter*innen verstehen es sehr gut, ihre Lernenden ständig neu zu motivieren. Sie führen den neuen Wortschatz methodisch variabel, gut dosiert an vielen Beispielen unter Einbeziehung von Fotos, Karikaturen, Gegenständen, einer ausdrucksvollen Mimik und Gestik mit Humor und Wissenswertem über Land und Leute leicht verständlich ein. Sie legen großen Wert auf solide Grundkenntnisse in deutscher Grammatik und Wortbildung
Besonders engagierte Kursleiter*innen in Deutsch als Fremd- und Zweitsprache halten für unterschiedliche Lerntypen differenzierte Übungsangebote bereit. In ihrem Unterricht haben interessante Lernspiele einen festen Platz. Sie schreiten in ihrem Unterricht zielführend vom Erfassen über das Einprägen und Einprägen des Lernstoffes bis hin zu seiner Anwendung beim Hör- und Leseverstehen, beim Sprechen und Schreiben voran. Sie simulieren lebensverbundene Sprechsituationen.
Ideenreiche Kursleiter*innen führen Unterrichtsgänge in deutscher Sprache z.B. in ein Lebensmittelgeschäft, eine Dorfgaststätte und ein Reisebüro durch. Sie schaffen und nutzen beim Schreiben interessante Schreibanlässe. Sie sichern eine hohe Sprachintensivität bei der Anwendung des Gelernten durch Stationen-, Partner- und Gruppenlernen. Sie vermitteln nützliche Lerntechniken für den Einsatz effektiver digitaler und interaktiver Medien im Kurs und für das Selbstlernen der Kursteilnehmer*innen zu Hause.
Durch alle diese Methoden zeichnen sich übrigens auch erfahrene Lehrerkräfte in den anderen Fremdsprachen in allen Bildungseinrichtungen und Zirkeln aus.