Frank Haß; Werner Kieweg: I can make it! Englischunterricht für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten. Kallmeyer in Verbindung mit Klett. Seelze 2013, 301 S. 24,95 €, ISBN978-3-7800-4907-0
Die fremdsprachendidaktische Literatur orientiert sich mit ihren Handlungsempfehlungen fast ausnahmslos an der Gruppe der „funktionierenden“ Lernenden. Was aber ist zu tun, wenn sich damit auftretende Lernschwierigkeiten nicht überwinden lassen und deshalb Lernenden notwendige Schlüsselqualifikationen für ihre berufliche Zukunft verschlossen bleiben? Hier setzt das Praxisbuch „I can make it!“ an.
Ausgehend von den Ursachen führen die berufserfahrenen Autoren die Lernschwierigkeiten auf Einschränkungen im biologisch-organischen und auf Variablen im psychologischen und soziokulturellen Bereich zurück. Den größten Raum nehmen zu Recht die Entwicklung sprachlichen Könnens und der Erwerb sprachlicher Mittel ein, wobei im Unterschied zu vielen Didaktiken und Methodiken immer auch spezielle Wege und effektive Fördermaßnahmen zur Behebung von Lernschwierigkeiten im Fach Englisch aufgezeigt werden. Sehr gründlich wird dabei abgewogen, was Schüler mit Lernschwierigkeiten leisten können, was sie überfordert, wo Vereinfachungen oder Abstriche notwendig und zielführend sind, was nur mit Differenzierung in den Lernzielen, Formen der Unterrichtsorganisation, Lernwegen und/oder Unterrichtsmedien zu bewältigen ist. Diese oft erfreulich konkreten, manchmal aber auch sehr verkürzten und dann oft leider recht allgemeinen Handlungsempfehlungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Sie betreffen Lernziele, Unterrichtsinhalte, Lehrverfahren, Arbeitsmittel, Medien und Lernstandsermittlung. Die schwierige Aufgabe des Lehrers bleibt es, sie auf sein konkretes Bedingungsgefüge zuzuschneiden und schöpferisch anzuwenden. Das erfordert gute Kenntnis der Stärken und Schwächen jedes Schülers, maßvolle Individualisierung und Differenzierung der Unterrichtsgestaltung und einen nicht zu unterschätzenden Arbeitsaufwand bei der Vorbereitung und Auswertung.
Erfreulich kritisch setzen sich die Verfasser mit nicht mehr zeitgemäßen theoretischen Auffassungen und Unterrichtspraktiken auseinander. Sehr zu unterstützen ist z. B. ihr Plädoyer für verbindliche Lernzielorientierungen, ein intaktes Lehrer-Schüler-Verhältnis, funktionsgerechte Nutzung der verschiedenen Unterrichtskonzepte, Erarbeitung und Übung von Lernstrategien und Wortschatz mit den Schülern im Unterricht, Beschränkung von Grammatik auf ihre dienende Rolle, die Erteilung von Hausaufgaben, Transparenz der Lernerfolgskontrollen. Nicht immer werden die Begriffe Fertigkeiten, Fähigkeiten und Können eindeutig voneinander unterschieden. Unterricht wird zutreffend als Lern- und Kommunikationsprozess beschrieben. In diesem Zusammenhang stellt sich mir jedoch die Frage, warum aber seine Rolle als Erziehungsprozess aus dieser Betrachtung weitgehend ausgeklammert wird.
Fazit: „I can make it!” bietet eine Vielzahl in der Unterrichtspraxis erprobter Impulse und Anregungen, um auch lernschwächere Schüler durch ein zielführendes und differenziertes Methodenrepertoire für die Schlüsselqualifikation Englisch fit zu machen. Dieser Titel ist zugleich ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung einer eigenständigen Methodik und Didaktik für die Gruppe der Schüler mit Lernschwierigkeiten im Fach Englisch.