The Jelly Fish and other funny stories – ein Podcast projekt in der 5. Klasse
Unsere Kinder und Jugendliche werden damit groß: Fröhlich durch die Straßen schlendernd und die kleinen, meist weißen, Stöpsel im Ohr: MP3 player. Bei Uwe Klemm heißt es dazu:
Zwei Drittel aller 12- bis 19-Jährigen besitzen solch ein Gerät, bei den Jungen sind es sogar 71 Prozent. Allein im letzten Jahr gab es bei der Anzahl der MP3-Player in dieser Altersgruppe eine Steigerungsrate von 150 Prozent…Selbstverständlich hören die Benutzer der Geräte vorzugsweise ihre (nicht immer legal erworbene) Musik – aber auch ein anderes Medium findet zunehmend weitere Verbreitung: Podcasts.
(Quelle: Klemm, Uwe: Podcasts im Fremdsprachenunterricht, 2006. Online abrufbar unter www.lehrer-online.de/podcasts-fsu.php )
‚Podcast’ ist ein Kunstwort, das sich zusammensetzt aus iPod (dem Mediaplayer von Apple) und Broadcasting. Es bezeichnet das Produzieren und Anbieten von Mediendateien (Audio und Video) über das Internet. Es handelt sich beim Podcast also um ein ‚Hörstück’, besser eine ‚Hördatei’ oder eine sog. ‚Bewegtbilddatei’ im Internet. 2005 wurde der Begriff ins Oxford Dictionary English aufgenommen und vom New Oxford American Dictionary sogar zum Wort des Jahres gewählt:
podcast /pdkst; NAmE pdkæst/
noun a recording of sth like a radio
programme that you can download = copy from the Internet and play back
on your computer or on an MP3 player = a small electronic device for playing
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podcast verb (podcast, podcast): [vn] Part two will be podcast next week. Local colleges have begun podcasting
lectures for students. The revolution will not be televised, it
will be podcast!
Podcast is a portmanteau word (= two words that are combined to make a new word) that was invented in 2004. It combines the words iPodTM, a well-known music player and broadcast. Podcasting usually involves more than just copying a recorded programme from the Internet. Special software can automatically find and download the latest podcasts to your computer as soon as they become available. A growing number of radio stations and newspapers are making their content available in this way. The technology to do this is very cheap when compared to traditional radio and television broadcasting. This has meant that a small organization, or anybody with a website, is now able to make programmes than can, in some cases, reach a very big audience.
(Quelle: www.oup.com)
Für den Fremdsprachenunterricht liegen die Vorteile der Nutzung von Podcasts auf der Hand: topaktuelle und authentische Hörtexte, ohne größeren Aufwand herunter ladbar, bereichern den Unterricht ungemein. Schüler können auch Zuhause aus einer Fülle von Angeboten und entsprechend ihres Lernbedarfes auswählen (Hilfestellung durch den Lehrer vorausgesetzt). Wer interessante Links rund um die Thematik Podcasts speziell für den Fremdsprachenunterricht sucht, übrigens nicht nur für Englisch, sondern auch für Französisch oder Spanisch, sollte z.B. bei Uwe Klemm im Internet stöbern (Adresse siehe oben).
Das Projekt
Im Rahmen ihrer unterrichtspraktischen Ausbildung führten Studierende des Lehramtes Englisch an der Universität Greifswald mit Schülerinnen und Schülern der 5. Klasse der Montessori- Schule Greifswald im Sommersemester 2008 ein Podcast –projekt durch. Für das Projekt wurden 10 Unterrichtsstunden gebraucht. Dabei ging es jedoch nicht darum, Hörtexte aus dem Internet herunter zuladen und Höraufgaben dazu zu lösen, sondern die Schülerinnen und Schüler erstellten eigene Podcasts zu selbst erfundenen, bildgesteuerten Geschichten. Am Ende des Projektes wurden alle Geschichten auf die Homepage der Schule gestellt ( www.montessori-schule-greifswald.de), sodass sie auch von Zuhause( Aha-effekt bei den Eltern!) und von allen Schüler/innen der Schule (auch weltweit –also z.B. von der Partnerschule im Ausland) abrufbar und auf den eigenen MP3player ladbar sind. Eine große Motivation für die Schüler/innen!
Die Bilder, die für das Projekt genutzt wurden, stammen von cartoons, die Paul Frank entwickelte. Auf seiner Homepage finden sich witzige Minifilme, nicht immer leicht zu verstehen, dafür aber mit für Schüler motivierend animierten Charakteren. Die Studierenden verwendeten einzelne Bilder aus den Filmen und boten sie den Schüler/innen als Impulse für das Erfinden der Geschichten an.
(Quelle: www.paulfrank.com/characters/cartoons )
1.und 2. Stunde – Projektvorstellung und Spracharbeit
Die ersten beiden Stunden dienten dazu, die Schüler/innen mit der Thematik vertraut zu machen und sie auf den Umgang mit Podcasts einzustimmen. Dazu bereiteten die Studierenden u. A. ein kleines Hörspiel vor, das sie selbst in der Gruppe erstellten. (Alternativ könnte der Lehrer auch ein Beispiel aus dem Internet herunter laden.) Anhand dieses Hörspiels (Grumpilla and the hungry witch) trainierten die Schüler/innen nicht nur das Hörverstehen, sondern reaktivierten Wortschatz und Grammatik (hier: Wiederholung des simple present) in vielfältigen Übungsformen.
Da die Schüler/innen noch nicht mir dem produktiven Gebrauch des simple past vertraut waren, sollten die Geschichten im simple present geschrieben werden.
Zum Abschluss beschrieben die Schüler/innen Bilder, die zu den späteren Geschichten gehörten (AB From pictures to stories). Dadurch machten sie sich schon mit einigen Charakteren näher bekannt und beschäftigten sich zudem mit wichtigen sprachlichen Mitteln, wie Adjektive zur Beschreibung möglicher Charaktere und/oder Handlungen, die sich auf den Bildern finden bzw. erahnen lassen.
3. und 4. Stunde – Spracharbeit und Gliederung einer Geschichte
Wie wichtig der Einsatz von Adjektiven für eine Geschichte sein kann, erfuhren die Schüler/innen bei der Bearbeitung des AB The Alien from Zarg. Hier galt es eine möglichst kuriose Geschichte zu erzählen, indem Adjektive bunt oder etwas ungewohnt eingesetzt wurden. Wie langweilig eine Geschichte aber auch sein kann, wenn die Satzanfänge immer gleich lauten, wurde mit dem Text aber auch deutlich. Das laute und vor allem ausdrucksstarke Lesen in Vorbereitung auf spätere Aufnahmen nicht nur des überarbeiteten Lückentextes, sondern auch erster kleiner Dialoge führte den Schüler/innen vor Augen, wie wichtig die Stimme ist, denn beim Hörspiel kann man Körpersignale nicht erkennen. Im zweiten Teil der Stunden beschäftigten sich die Schüler/innen mit dem Aufbau von Geschichten. Dazu erhielten sie einen Teil einer Geschichte in Streifen. Nach dem Zusammenlegen der passenden Teile und der ersten Analyse (Anfang, Mittelteil) schrieben sie ein passendes Ende.
5. und 6. Stunde – Grobstruktur der Geschichte und Beginn des kreativen Schreibens
In (heterogen zusammen gesetzten) Gruppen erhielten die Schüler/innen nun unterschiedliche Bildimpulse, je 12 Bilder für eine Bildergeschichte. Die Funktionen innerhalb der Gruppen (group leader, task manager, recorder, time monitor) führten dazu, dass sich jeder Schüler verantwortlich fühlte. Mit Hilfestellung durch das AB How to write a story!hatten die Schüler/innen sowohl einen Aufgaben- als auch Organisationsplan für das Erstellen ihrer Geschichte. Zudem konnten sie ihre Geschichten durch das AB Sentence starters and connectors sprachlich verfeinern, eine Möglichkeit auch der differenzierten Vorgehensweise.
7. und 8. Stunde – Kreatives Schreiben und ausdrucksstarkes Vortragen
Diese beiden Stunden standen den Schüler/innen vorrangig zur Erarbeitung der vollständigen Geschichte zur Verfügung. Je nach Bedingungsgefüge innerhalb der Gruppe variierte das zeitliche Ausmaß der Bearbeitung bzw. der Umfang der Geschichten. Gegenseitige Fehleranalysen in Form von kleinen Schreibkonferenzen zwischendurch und erste Leseproben hielten die Aufmerksamkeit aufrecht und sorgten dafür, dass alle Schüler/innen konzentrierter arbeiteten.
9. Stunde – Aufnahmen
Während einige Gruppen noch die Aussprache und das ausdrucksstarke Sprechen trainierten, wurden erste Aufnahmen der Hörspiele durchgeführt. Für die Aufnahmen benötigt man einen Computer, ein Mikrofon, das sich dort anschließen lässt und eine passende Software, z.B. das Gratis Tonstudio audacity zum Aufnehmen, Bearbeiten und Abspielen von Audiodateien (free download).
Schüler/innen, die bereits mit den Aufnahmen fertig waren, erarbeiteten ein kleines Arbeitsblatt mit Fragen zu ihrer Geschichte, die die anderen Schüler/innen nach dem Hören beantworten mussten.
10. Stunde – Präsentation
Alle Podcasts wurden angehört und die passenden Bilder dazu gezeigt. Anschließend beantworteten die anderen Schüler/innen Fragen zum Inhalt und schätzen die Geschichte ein. In der Auswertungs- und Bewertungsphase sprachen die Schüler/innen nicht nur über das Projekt an sich, sondern schätzten auch ihre eigene Arbeit z.B. innerhalb der Gruppe ein, dazu erhielten sie vorbereitete Evaluationsbögen. Abschließend blieb Zeit, einige authentische Geschichten von Frank Paul anzuschauen und mit den eigenen zu vergleichen.
Fazit
Dieses Projekt zeigte, wie wichtig es ist, den Schüler/innen von Anfang an immer wieder Möglichkeiten einzuräumen um zu zeigen, was sie mit den sprachlichen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, schon alles sagen können. Das bringt große Motivation und Aktivität in das Unterrichtszimmer. Je offener die Aufgabe, desto differenzierter können sie damit umgehen. Entsteht ein spannendes Produkt, das nicht nur schulintern gesehen bzw. gehört wird, wird es umso aufregender. Fehler bleiben dabei natürlich nicht aus, auch nicht immer im Endprodukt: Message before Accuracy! Der Lehrer wird’s verstehen und an entsprechender Stelle daran arbeiten.
Dr. Margitta Kuty und die Studierenden: G. Gerhardt, M. Ruckick, M. Schaldach, M. Schröder und J. Zyniewicz , Universität Greifswald