Ein Gastbeitrag von I.Zapnik
Wer wurde in seiner Schulzeit schon einmal zum Schüler geschlagen? Nein, nicht zum Ritter; das passierte früher auch hierzulande öfter. Aber so richtig mit „Schüler“Schlag in eine Schule aufgenommen zu werden – das ist mal was anderes! Das erlebt nicht jeder!
Am Dienstag, dem 13.09.2016 fuhr ein Häufchen recht aufgeregter Siebtklässler zur polnischen Partnerschule „Gimnazjum nr 2“ in Swinemünde. Begleitet wurde die Schar von der Klassenlehrerin Frau Schmidt und der Polnischlehrerin Frau Zapni, erwartet wurden alle in der Sporthalle von ihrer Partnerklasse, von den Standartenträgern der Schule, die die Schulflagge präsentierten, sowie von der Direktorin der Schule, Frau Tomaszek, und der Deutschlehrerin Frau Panfiluk.
Nachdem die beiden Landeshymnen verklungen waren, hörten die Schüler die Rede der Direktorin, in der sie den neuen Mitgliedern der Schülerschaft des polnischen Partnergymnasiums erläuterte, welche Bedeutung die schon 15 Jahre währende enge Zusammenarbeit der beiden Schulen habe und dass sie sich über das Interesse der deutschen Schüler an Sprache und Kultur Polens freue.
Die deutschen Schüler werden wie die polnischen Klassenkameraden in beiden Schulen am Unterricht teilnehmen, was natürlich voraussetzt, dass sie die Regeln und Gepflogenheiten der jeweiligen Schule des Nachbarlandes kennen. Deshalb veranstaltet die polnische Schule in jedem Jahr die Gelöbnisfeier (ślubowanie) auch mit den deutschen Siebtklässlern, die sich für Polnisch als zweite Fremdsprache entschieden haben.
Hier das feierliche Gelöbnis der Schüler:
Wir, die Schüler des Öffentlichen Gymnasiums Nummer 2 in Świnoujście, geloben feierlich:
- die Ehre und die Tradition der Schule wertzuschätzen und die Schule nach außen positiv zu präsentieren,
- die Zeit in der Schule für einen effektiven Wissenserwerb und für unsere eigene umfassende Entwicklung zu nutzen,
- mit fleißiger Arbeit die in uns gesetzten Hoffnungen unserer Lehrer und Eltern zu erfüllen,
- den Pflichten, die uns die Schulordnung auferlegt, nachzukommen,
- für die Schönheit der Muttersprache zu sorgen und uns kultiviert auszudrücken,
- uns von den Grundsätzen der Kameradschaft und Toleranz leiten zu lassen, die Würde des anderen zu achten, uns Bösem entgegenzustellen und dem Hilfe zu leisten, der sie benötigt.
Nachdem die Schüler das Gelöbnis vernommen hatten, wurden sie – jeder einzelne – von Frau Tomaszek mit einem riesengroßen Füllfederhalter zum Schüler geschlagen, was die deutschen Schüler ungemein beeindruckend fanden.
Nach der kleinen Feier lernten die Kinder ihre polnischen Klassenkameraden in einem kurzen Gespräch kennen. Und dabei legte sich dann auch die erste Aufregung, denn man stellte schnell fest, dass der bzw. die Gegenüber auch ganz schön angespannt gewesen ist und auch Fehler macht, weshalb dann auf die wunderbare Sprachvermischung Poldenglisch (Mischung von Polnisch, Deutsch und Englisch) zurückgegriffen wurde. Und auch beim anschließenden Schulrundgang mit den neuen Klassenkameraden wurde in den kleinen Grüppchen viel mit den Händen geredet und noch mehr gelacht.
Aus dem stillen Häufchen der Klasse 7 Ga war auf dem Rückweg von der Schule zur UBB ein fröhlich schwatzender Trupp geworden. Alle sind sich sicher, dass man so bald wie möglich wieder nach Swinemünde fahren sollte – und das lag nicht nur am Abschluss-Eis, das die Temperatur erträglicher machte. Es warten – und das weiß man jetzt – wirklich nette Klassenkameraden, mit denen man unbedingt bald viel mehr erleben will.