Kristina Gauß: Dialogtraining Russisch. Für alle Lernjahre. Klett Verlag: Stuttgart 2015. 48 S., 14,95 €, ISBN 978-3-12-527578-2
Dialogtraining gehört erfahrungsgemäß zu den anspruchsvollen Sprachtätigkeiten, die Unterrichtende didaktisch-methodisch und Lernende sprachlich nicht selten vor Probleme stellen. Ich hätte mir gerade deshalb gewünscht, dass die einführenden, relativ knapp und allgemein gefassten methodischen Hinweise mehr und noch konkretere Hilfestellung für Lehrer und Schüler beim Einsatz des Arbeitsmittels geleistet hätten. Um das dialogische Sprechen in Partnerarbeit zu trainieren, bieten sich u. a. Dialog- und Rollenspielkarten an. K. Gauß unterbreitet dazu konkrete Vorschläge. Sie hat jeweils 24 Kartenpaare für Dialoge der Niveaus A1 bis B1 und für Rollenspiele von A2+ bis B1+ entwickelt. Diese wenden sich an einen Partner A und einen Partner B.
Im Inhaltsverzeichnis werden zunächst übersichtlich Titel und Thematik des jeweiligen Gesprächs sowie die Stufe der Sprachverwendung nach GeR genannt. Die erfreulich vielfältigen und lebensnahen Gesprächsthemen sind auch landeskundlich interessant. Sie beziehen sich auf wichtige Alltagssituationen. Während sich die meisten für alle Lernjahre eignen, würde ich einige vorwiegend nur von älteren Lerngruppen bearbeiten lassen. Die Karten und Kopiervorlagen sind lehrwerk-unabhängig, unterrichtsbegleitend und binnendifferenzierend einsetzbar.
Beim Einüben von Dialogen mit Dialogkarten erhalten beide Partner eine Karte mit dem gleichen Foto, aber mit unterschiedlichen Informationen, Partner A eine Karte z. B. mit einem Text, mit Textbausteinen, einer Anzeige, einem Plakat oder einem Flyer, Partner B eine Karte mit Fragebau-steinen. Die Bausteine bestehen aus Wörtern oder Wortgruppen in der Grundform und geben in der Regel die Wortfolge vor. Einzelne Vorgaben sind zu ausführlich. Weniger wären manchmal mehr gewesen. Das kann Schüler/innen schon mal dazu verleiten, sich bei den Fragebausteinen einseitig auf deren Formgebung zu konzentrieren, ohne sich auch noch über die Wortfolge und den Inhalt Gedanken zu machen. Partner B bildet aus den Bausteinen Fragen, während Partner A darauf reagiert und sie mithilfe der Informationen auf seiner Karte beantwortet. Obwohl bei der Gesprächsführung zwischen den Partnern Initiative und Reaktion in der Regel wechseln, wird das hier nur in einem Dialog geübt. Beispieldialoge skizzieren die angestrebte Zielleistung. Sie orientieren meist auf vollständige Frage- und Antwortsätze, manchmal leider auch dort, wo ein Fragewort oder eine Kurzantwort völlig ausreichen würde. Von manchen Fotos gehen mir zu wenige Impulse für das Dialogtraining aus. Ich würde sie z. B. durch besser geeignete authentische Materialien mit jeweils unterschiedlichen Informationen für beide Partner ersetzen. Mit Erfolg wird versucht, die sprachlichen und inhaltlichen Anforderungen von den ersten Situationen hin zu den späteren schrittweise zu erhöhen. Das geschieht u. a. durch weniger oder durch zu verändernde Vorgaben.
Beim Dialogtraining mit Rollenspielkarten erhalten beide Partner als Diskussionsgrundlage dieselbe Rahmensituation. Ihre Erwartungen und Ziele sind jedoch unterschiedlich, was die Partner motivieren soll, das gegenseitige Gespräch zu suchen. Jeder liest zunächst in Einzelarbeit seine Situationsbeschreibung durch, konzipiert den eigenen Redeplan, nutzt für Notizen die Sprachmittel auf der Rollenkarte und die Gesprächswendungen auf der 3. Umschlagseite. Danach tauschen beide Partner ihre Argumente, Vorschläge oder Fragen aus und suchen nach einem gemeinsamen Kompromiss. Zu überlegen ist, ob durch Hinweise auf einzubeziehende Requisiten und geeignete authentische Materialien die Gespräche noch realistischer gestalten werden könnten.
Fazit: Die Vorlagen in diesem Arbeitsmittel bieten wertvolle Anregungen, um das Dialogtraining im Russischunterricht zu verstärken. Dr. Ulf Borgwardt
Dialogtraining Russisch